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1. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 49

1872 - Heidelberg : Weiß
— 49 — lief) der kirchlichen Streitigkeiten wurde festgesetzt, daß zwischen Ka-iholiken und Protestanten vollkommene Gleichheit bestehen soll. In dieser Beziehung wurde der westfälische Friede eine große Wohlthat für Deutschland. Nach diesem verheerenden Kriege bot Deutschland einen höchst traurigen Anblick. Zwei Dritteile der Einwohner waren zu Grunde gegangen, weniger durch das Schwert als durch die Übel, die der Krieg mit sich brachte. Seuchen, Pest, Hungersnot, Schrecken und Verzweiflung hatten die meisten Bewohner dahingerafft. Hunderte von Dörfern waren von der Erde verschwunden, andere standen öde und menschenleer. Die Saatfelder lagen zertreten und unangeöaut. In den Städten hatten Handel und Gewerbe aufgehört. Durch ganze Straßen erblickte man keinen Menschen; die eingeschlagenen Thüren, die zertrümmerten Fenster vieler Häuser ließen erkennen, daß die ehemaligen Bewohner umgekommen waren oder in der Wildnis umherirrten. Mit der inneren Zerrüttung war leider auch die Kraft und das Ansehen Deutschlands nach außen gebrochen. 45. Kaiser Leopold I. und Ludwig Xiy. König von Frankreich. Zehn Jahre nach dem westfälischen Frieden wurde Leopold, der Sohn Ferdinand des Iii., zum deutschen Kaiser erwählt. Er worein gutgesinnter, aber schwacher Fürst. Seine lange, beinahe fünfzig-ährige Regierungszeit war größtenteils mit Kriegen gegen Ludwig Xiv., König von Frankreich, ausgefüllt. Dieser schlaue und mächtige König suchte schon damals den Rhein zur Grenze des französischen Reiches zu machen. Manche deutsche Reichsfürsten waren w treulos, den herrschsüchtigen König in seinen Unternehmungen gegen den Kaiser zu unterstützen. Diese fortwährenden Kämpfe brachten aufs neue viel Unglück über Deutschland. Die schönsten Länder, besonders dos rechte Rheinufer und die Pfalz, wurden von den Franzosen gänzlich verwüstet, Städte und Dörfer niedergebrannt. Es gingen selbst mehrere wichtige Städte für dos deutsche Reich verloren, namentlich die Festung Straßburg, welche Ludwig der Xiv. mitten im Frieden in Besitz nahm. [1681 Die Friedensschlüsse, durch welche diese Verluste bestätigt würden, geschahen zu Ny mweg en (Ende des Krieges gegen Holland I678), zu Ryßwik (Ende des orleanischen Krieges 1697) und zu Utrecht (Ende des spanischen Erbfolgekrieges 1713). Das Volk nannte sie deswegen spottweise „den Frieden von Nimm weg, Reiß weg und Unrecht." Siegel, Der erste gesch. Unterricht. 4 -

2. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 61

1872 - Heidelberg : Weiß
— 61 — und Klugheit, die allgemein ausgebrochene Unruhe und Unzufriedenheit zu beschwichtigen, und Friede und Ordnung in den österreichischen Staaten wieder herzustellen. 57. Veranlassung -er französischen Revolution. Nach dem Tode Ludwig des Xiv. bestieg sein Urenkel Ludwig Xv. den französischen Thron. Während seiner Minderjährigkeit übernahm der Herzog von Orleans die Regierung. Dieser führte aber ein leichtfertiges, zügelloses Leben, und sein schlechtes Beispiel übte auf Frankreich einen höchst verderblichen Einfluß aus. Durch leichtsinnige Verschwendung wuchs die Schuldenlast des Landes zu einer acsährlichen Höhe. Dieser schlimme Zustand blieb auch unter Ludwig Xv.; denn der junge König dachte nur an die Befriedigung seiner Leidenschaften und überließ die Regierung seinen Ministern und den Weibern des Hofes. In dieser Zeit traten auch zahlreiche Schnftsteller auf, welche durch Wort und Schrift über Gott und Religion spotteten, die Geistlichkeit und die Gläubigen öffentlich verhöhnten. Dies führte den Verfall des Staates und bcr Kirche rasch herbei. Zugleich wurden unter dem Volke Schriften über die schlechte Staatsverfassung, über Abschaffung alter Mißbrauche und Einführung zeitgemäßer Einrichtungen verbreitet. Allgemein würde der Sab verteibigt, daß nach der natürlichen Ordnung kein Mensch über dem andern stehe, und jeber ein gleiches Recht an die Güter biefer Welt habe. Solche Gebanken gefielen dem Volk um so besser, je mehr der Leichtsinn, die Ver-chweiibung und Schulbeulast am Hofe zunahm. Abel und Geistlichkeit besaßen bebeutenbe Vorrechte und beflcibeteii die einträglichsten Stellen, währeub bcr Bürger und Lanbmann für nichts geachtet würde. Dieser britte Stanb hatte überdies alle Abgaben allein zu tragen, so daß die Not und das Elenb des Volkxs unerträglich würden. Daraus entwickelte sich in beit Herzen der Bürgerlichen Haß und Erbitterung gegen bic bevorzugten Stänbe und gegen das Königtum selbst. Außerbem würde bitrch die Erzählungen junger französischer Helben, welche den itorbanterikaitischeit Freiheitskrieg mitgemacht hatten, das Verlangen nach freieren Einrichtungen immer allgemeiner, immer größer. Alle diese Ursachen zusammen brachten 1789 die französische Revolution hervor. 58. Ansang der französischen Revolution. In dieser bewegten Zeit kam Ludwig Xvi. aus den französischen Thron. Er war mit Marie Antoinette, einer Tochter Maria Theresiens, vermählt. Seine Thronbesteigung wurde vom Lolke mit aufrichtigem Jubel begrüßt; denn man hoffte Erleichterung )er schweren Abgaben und die Rückkehr besserer Zeiten. Ludwig, ein wohlwollender und rechtschaffener Fürst, hatte zwar die besten Ab-ichten; allein er war zu schwach und konnte den gewaltigen Übeln

3. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 42

1872 - Heidelberg : Weiß
— 42 — Namen erhielt der neue Erdteil; er wurde nach dem Vornamen des Florentiners Aniengo Vespucci, welcher zuerst seine Reisen über den Erdteil veröffentlichte. Amerika benannt. Iv. Me llenikit. 39. Karl V. Karl V., ein Enkel Maximilians I., war seit Karl km Großen enter der mächtigsten deutschen Kaiser. Er besaß in Enropa unter allen Fürsten die meisten Länder (Spanien, Neapel und Sieilien, die schönen österreichischen Länder und die Niederlande); in dem neu entdeckten Amerika gehörten ihm ausgedehnte Kolonieen, so daß man ^agen konnte, in seinem Reiche gehe die Sonne nie unter. Sein Leben war indes ein mühe- und sorgenvolles. Er hatte viele Kämpfe gegen Franz I., König von Frankreich, und gegen die Türken zu bestehen. Das wichtigste Ereignis aber, welches in seine Negieruugszeit fällt, ist die Reformation oder die große Kirchenspaltung. Um diese Zeit saß Leo X. auf dem päpstliche» Stuhl. Er war ein Freund der schönen Künste, lim in Rom die prachtvolle Peterskirche ausbauen zu können, schrieb er einen allgemeinen Ablaß ans. In Deutschland wurde mit dem Verkauf der Ablaßzettel großer Mißbrauch getrieben. Besonders zeichnete sich hierin e>in Dominikanermönch Namens Tetzcl aus. Gegen diesen Mißbrauch erhob sich ein Augustiuermöuch, Martin Luther. Er war zu Eisleben geboren und wurde Professor au der ueiterrichteteti Universität zu Wittenberg, ein gelehrter und berühmter Mann. Im Oktober 1517 schlug er uach damaliger Sitte an die Schloßkirche zu Witten-1517] berg 95 Sätze oder Thesen gegen den Ablaß. Dies gab die erste Veranlassung zu einem Streite, der sich immer weiter ausdehnte und der von beiden Seiten mit großer Erbitterung geführt wurde. Endlich sprach der Papst gegen Luther und seine Anhänger den Bann aus. Luther aber verbraunte die Bannbulle vor den Thoren Wittenbergs und sagte sich damit von der römischen Kirche los. Die neue Lehre verbreitete sich indes schnell, besonders im nördlichen Deutschland. Zn dieser schnellen Ausbreitung trugen namentlich mehrere deutsche Fürsten bei, die in ihren Ländern statt

4. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 50

1872 - Heidelberg : Weiß
Ludwig Xlv. munterte selbst die Türken zu Raubzügen gegei das Kaiserreich auf. In dieser so betrübten Zeit waren es besonders zwei Männer die sich durch Mut und Tapferkeit auszeichneten: der große Kurfürst und Prinz Eugen. 46. Der grofee Kurfürst. Durch den. westfälischen Frieden war das deutsche Reich in ein größere Anzahl von einzelnen, selbständigen Staaten geteilt. Di Fürsten dieser Staaten kümmerten sich wenig um das gemeinsam Vaterland; die meisten waren nur darauf bedacht, ihre Macht un ihr Ansehen zu erweitern und zeigten nur trotzigen Ungehorsam gegei den Kaiser. Eine rühmliche Ausnahme hiervon machte der Kur fürst von Brandenburg. Die Markgrafschaft (Grenzgrafschaft) Brandenburg wurde vo Heinrich T. gegen die heidnischen Wenden, welche an der Ostsee wohn len, errichtet. Markgraf Albrecht der Bär eroberte nach un nach den größten Teil des wendischen Landes und führte dort da Christentum und die deutsche Sprache ein. Zur Zeit des Constanze Konzils kaufte Friedrich^von Hohenzollern, Burggraf zu Nüni -6erg, von dem stets geldarmen Kaiser Sigismund Brandenburg, mi welchem bereits die Kurwürde verbunden war. Später kam durc Erbschaft auch das Herzogtum Preußen an Brandenburg. Unter Friedrich Wilhelm, dem sogenannten großen Kur fürsten (1640—1688), erhielt das Land manche ansehnliche Ve; größernng; noch mehr aber erwarb dieser Fürst sich durch feine aus gezeichnete Regierung im Innern und durch glänzende Waffenthatei einen ruhmvollen Namen. Treulich stand er dem Kaiser gegen bei herrschsüchtigen König Ludwig Xiv. von Frankreich bei. Dieser um den gefährlichen Gegner zu entfernen, schloß einen Bunb mi bett Schweden und veranlaßte sie, mit ihren Heeren in die Mar Branbenburg einzufallen. In Eilmärschen kehrte Friedrich Wilhelu vom Oberrhein nach der Mark zurück, und währenb die Schwedei ihn noch in Franken wähnten, stand er ihnen plötzlich kampfgerüfte gegenüber. Bei Fehrbellin kam es zur Schlacht. Während be; Kampfes bemerkte des Kurfürsten Stallmeister Frobenius, daß 5t Feinde besonbers auf den Schimmel feines Herrn und biefen felbs zielten. Er bat beshalb den Kurfürsten, das Pferb mit dem feiniget zu vertauschen. Kaum hatte der eble Diener den Schimmel bestiegen

5. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 33

1855 - Heidelberg : Winter
§. 34. Politisches Leben der Griechen. 33 4. Politisches Leben der Griechen. §. 34. Was die staatlich en Einrichtungen der Griechen betrifft, so standen Anfangs die einzelnen Völkerschaften unter Königen, welche nach deni Erbrecht oder mit Gewalt den Thron erhielten. Die P r ie- st er hatten nirgends eine Herrschaft, dagegen durch die Orakel be- deutenden Einfluß. Nach der dorischen Wanderung trennte sich das Ganze in einzelne, von einander unabhängige Städtegebiete, welche zuweilen in einen Stadtebund zusammentraten. Die Königsthümer verschwanden bald, indem die Könige theils ausstarben, theils vertrieben wurden. An ihre Stelle traten in Städten mit großem Grundbesitz Arisiokratieen (Adelsherrschaften). Diesem Adel suchte sich in Handelsstaaten der Stand der Reichen gleichzustellen, der dann die Oberherrschaft bekam; dies nannte man Timokratie. Das niedere Volk bildete, wo die neuen Einwanderer das llebergewicht erhielten, eine Art Mittelstand, oder sank zur Leibeigenschaft herab. Als Sklaven hatte man nur gekaufte Nichtgriechen. In Städten mit großem Han- dels- und Gewerbstande, wo die Glieder dieses Standes bald zu Reich- thum gelangten, errangen sie sich meist einen Antheil an der Regierung, und es entstand die beschränkte Demokratie (Volksherrschaft). Aus beiden, der Aristokratie und Demokratie, gieng zuweilen die Tyrannis hervor, d. h. die unbeschränkte Herrschaft eines Einzelnen, eines sogenannten Tyrannen, worunter man sich jedoch, besonders in der älteren Zeit, nicht immer einen grausamen Despoten, sondern meist einen für das Wohl des Volkes besorgten Alleinherrn zu denken hat. Aus der Timokratie entstand häufig die Oligarchi e, die Herrschaft Weniger, welche sich durch Gewalt in der Regierung zu erhalten suchten. Oft aber überschritt auch das Volk (der Demos) die Schranken und erzwang sich allgemeine Theilnahme an der Regierung (unbeschränkte Demokratie), welche leicht in Ochlokratie (Pöbelherrschast) ausartete. Bei diesein Auseinandergehen der griechischen Stämme hatten sie doch wieder verschiedene Bande der Einigung. Zuerst die Gast- f r e u n d s ch a f t, dann die Waffen- und Bundesgenossen- schäften mehrerer Staaten unter der Oberanführung (Hegemoni e) des angesehensten; ferner die Amphiktyvnie, eine Verbindung meh- rerer Staaten zum Schutz der gemeinschaftlichen Heiligthümer und Fest- spiele. — Das allgemeinste und weiteste Band aber waren ihre hei- ligen Festspiele: die dem Zeus geweihten olympischen, welche alle vier Jahre wiederkehrten, und nach welchen ihre Zeitrechnung sich rich- tete; die dem Apollo geweihten pytbisch en zu Delphi; die dem Poseidon geweihten isthmischeu bei Korinth und die von Herakles gestifteten nemeischen bei Nemea. Leitfaden der Weltgeschichte. 3 r

6. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 66

1855 - Heidelberg : Winter
66 §. 69. Bildungsstand. §. 70. Die gracchischen Unruhen. befohlen ward, weil diese zerstört werden müsse, da beschloßen sie, sich aufs äußerste zu vertheidigen und lieber mit ihrer Stadt unterzugehen. Zwei Jahre lang konnten die Römer gegen die mit dem Muth der Verzweiflnng kämpfenden Punier nichts ausrichten, bis Scipio Aemi- lianus (des großen Scipio Adoptivenkel) als Oberfeldherr erschien, und die Stadt durch Abschneidung ihrer Verbindung mit dem Land und Meer eroberte und gänzlich z e r st ö r t e. Das Land wurde unter dem Namen Afrika zur römischen Provinz gemacht. Bald darauf brach der n u m a n t i n i s ch e Krieg gegen die noch unbesiegten spanischen Völkerschaften aus, der zehn Jahre lang (143—133 v. Ehr.) dauerte und mit der Zerstörung der Stadt Numantia und der Un- terwerfung der ganzen pyrenäischen Halbinsel endete. Im gleichen Jahre fiel den Römern als Vermächtniß des Königs Attalus Iii. auch noch das pergainenische Reich zu, das die wichtigsten Theile Kleinasiens mnfaßte und unter dem Namen A s i a znr rö- mischen Provinz gemacht wurde. 3. Bildungsstand der Römer in der Periode der punischen Kriege. §. 69. dem zuletzt geschilderten Zeitraum bekam die griechische Literatur, mit welcher die Römer nun mehr und mehr bekannt wurden, großen Ein- fiuß auf die römische Bildung und Literatur; doch beruhte diese lange nur auf bloßer Nachahmung griechischer Muster. Mit besonderer Vorliebe wandten stch die Römer der griechischen Philosophie und Disputirkunst zu, die wohl ihrer Beredtsamkeit, aber nicht ihrer Moral Vortheil brachte. 4. Noms Entartung 1. Die gracchischen Unruhen; der jugurthinische und cimbrische Krieg. §. 70. Aas Glück, welches Rom bei seinen Kriegen begleitet hatte; die Ueppigkeit und Schwelgerei, welche die Römer im Morgenlande kennen lernten; die unermeßlichen Reichthümer, welche aus den eroberten Pro- vinzen in der Weltstadt zusammen strömten, hatten die alte Einfachheit der Sitten und den strengen Rechtssinn der Römer untergraben: Herrsch- sucht, Habsucht und Gennßsncht waren an die Stelle getreten. Die Partei der Mächtigen wußte nach und nach allen Länderbesitz in ihren Händen zu vereinigen, während die Aermeren in immer größere Armuth versanken, zumal sie wegen der vielen Sclaven, durch welche die Reichen ihre Güter bebauen ließen, keine Arbeit fanden und daher besonders seit der Einführung der geheimen Abstimmungen, fast nur uoch von Bestechung lebten. Dieses schreiende Mißverhältnis führte die 133 g r a c ch i s ch e n Uttr u h e n herbei.

7. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 162

1855 - Heidelberg : Winter
162 §. 147. Die Schwäche des deutschen Reichs. zweimal in Norwegen ein, um es Dänemark zu entreißen, wurde aber 1718 bei der Belagerung von Friedrichshall meuchlerisch erschossen. In den darausfolgenden Friedensschlüssen verlor Schweden alle seine deut- schen Länder, ferner Liesland, Esthland und Jngermannland und einen Theil Finnlands und damit seine ganze vorige Bedeutung. Zugleich traten innere Parteiungen des Adels auf, welcher wieder zur Macht zu kommen suchte und daö Königthum schwächte, so daß Schweden das Einemal unter Frankreichs, das Andremal unter Rußlands Einfluß ge- rieth. Aehnliches trat in Polen ein. Dagegen war Rußland durch diesen Krieg die erste Macht im Norden geworden. Peter der Große nahm den Titel „Kaiser aller Reußen" an, machte sich zum Haupt der russisch-griechischen Kirche, eroberte noch einen Theil der kaukasischen Länder, und bahnte so seinen Nachfolgern den Weg zur künftigen Größe Rußlands. Seine nächsten Nachfolger (Katharina l., Peter Ii., Anna für Iwan Iii.) regierten durch Günstlinge (Menzikow, Biron, Münnich), welche jedoch Rußlands äußeres Ziel nicht ans den Augen ließen, bis die jüngste Tochter- Peters des Großen, Elisabeth, 1741 die Zügel der Regierung ergriff. 12. Die Schwäche des deutschen Reichs in Folge des französischen Einflusses seit der Mitte des siebenzehnten Jahrhunderts. §. 147. Unter allen Staaten Europa's war Deutschland in seiner Schwäche am meisten dem verderblichen Einflüsse Frankreichs ausge- setzt, und machte sich durch seine Nachahmung französischer Sitte und Bildung nur noch abhängiger von dem westlichen Nachbar. Die meisten Fürsten suchten es Ludwig Xiv. in Glanz und Ueppigkeit nachzumachen, und richteten dadurch ihre Völker zu Grunde. Sie waren stets unter sich uneinig, verletzten die Rechte ihrer Unterthanen ohne Scheu, ver- schleuderten die Staatseinkünfte und drückten das verarmte Volk. Nur der brandenburgische Hof unter Friedrich Wilhelm und der österreichische unter Leopold l. hielten sich von dem französischen Unwesen frei. Die Religion in ihrem damaligen Zustande aber vermochte die Sittlich- keit nicht zu stützen. Die Confessionen der evangelischen Kirche verfolgten sich gegenseitig und ein todter Glaube war in derselben herrschend geworden; sie wäre wohl in starrer Orthodoxie erstorben, wenn nicht in Deutschland durch Spencr, Franke und Zinzendorf, in England durch Wes- ley und Whitefield neue Säfte in dieselbe gekommen wären, die durch die guten Früchte eines in Liebe thätigen Glaubens ihre Lebenskraft bewiesen, wenn auch da und dort sich schädliche Auswüchse zeigten. - Jakob Spener, geboren 1635 im Elsaß, war Oberhofprediger in Dresden, dann Probst in Berlin, Stifter der collegia pietatis, durch die er die evangelische Theologie wieder auf den biblisch-praktischen Standpunkt der Reformatoren zurückzuführen suchte. A. H. Franke, geb. 1663, Spener's reichbegabter Nachfolger in seinem Wirken für biblisch-praktisches Christenthum, war Professor der Theologie in

8. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 168

1855 - Heidelberg : Winter
168 § 150. Europäischer Bildungsstand. sich bringen, wogegen sich Friedrich Ii. zu Gunsten des rechtmäßigen Erben erklärte, und so den bayerischen Erb folgekri eg 1778 begann, welcher ohne Schlacht durch den Frieden von Teschen 1779 ge- endetwurde, indem Joseph Bayern (bis auf das Jnnviertel und Braunau) wieder herausgab. Einen zweiten Versuch Joseph's, Bayern durch Tausch gegen die Niederlande an sich zu bringen, vereitelte Friedrich durch die Stiftung des d e u ts ch e n F ü r st e n bu n d e s 1785.* Im folgenden Jahre 1786 starb Friedrich der Große, nachdem er Preußen zum Rang einer europäischen Großmacht erhoben hatte. I o- s e p h aber erregte durch seine redlich gemeinten, aber theilweise rück- sichtslosen Neuerungen, besonders durch den Versuch, die österreichische Kirche vom Papste unabhängig zu machen und die deutsche Sprache allen seinen Völkern aufzudringen, fast allgenieine Unzufriedenheit, die in Ungarn dumpfe Gährung verursachte und in den Niederlanden in offene Widersetzlichkeit übergieng. Der Schmerz über das Weißlingen seiner Plane, welche er zur Be- glückung seiner Völker entworfen hatte, führte 1790 seinen Tod in seinem 49. Lebensjahre herbei. Sein Nachfolger Leop old Ii. beruhigte durch weises Nachgeben seine Völker: er widerrief manche Anordnun- gen Joseph's, behielt jedoch auch einzelnes Gute derselben bei, wie z.b. das Toleranzedict und die Aufhebung der Leibeigenschaft. Wahrend dieser Zeit wurde das Christeuthum und die Monarchie durch das schon erwähnte falsche Aufklärungsbestreben immer mehr un- tergraben. Dieser Kampf gegen den Glauben gieng ursprünglich von England aus, wo nach Hobbes, Locke und Shaftesbury die englischen Deisten anfiengen , die „natürliche" Religion an die Stelle der geoffenbartcn zu setzen, und die letztere als Priesterbetrug zu erklären. Dieser Glauben und Sitt- lichkeit zerstörende Same fand in Frankreich besonders empfänglichen Boden, da nach Ludwig's Xiv. Gewaltherrschaft der geknechtete Geist alle Zügel weg- warf und sich gegen die Kirche, ja gegen die Religion selbst wendete, dadurch aber auch die ewigen Grundlagen dcs Staates zerstörte. Doltaire's frivoler Witz und Spott wendete sich selbst gegen das Heiligste; und wenn er auch die vorbandenen Mißbräuche mit Recht angriff, so bat er doch durch die Art seines Angriffs den Grund der Religion und Tugend selbst untergraben. Rousseau stellte die republikanische Verfassung als das Höchste hin, verlangte -die Rückkehr zum sogenannten Naturzustände, stellte äußerliche Gleichheit der Menschen als Grundsatz des Staats und das leibliche Wohl derselben als höchsten Staatszweck aus. Diesen von ihm gebahnten Weg verfolgten die nur dem Materialismus huldigenden Encyklopädisten, welche ohne Scheu vor etwas Höherem den umwälzenden Ideen der Neuzeit durch ihre Schriften Bahn machten. - Da französische Sprache und Literatur in allen höhern Kreisen Eu ropa's tonangebend war, so drangen diese französischen Ideen auch

9. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 180

1855 - Heidelberg : Winter
180 §. 160. Ein Blick auf die nächste Vergangenheit, Gegenwart u. Zukunft. mengetrctene Nationalgarde, — einem Kampfe, der Karl X. seine Krone kostete. — Er und seine Familie wurden aus Frankreich verbannt, und der Sohn des 1793 guiüotinirten Herzogs von Orleans (Egalité), Ludwig Philipp, wurde zum erblichen König der Franzosen erklärt, und beschwor am 7. August die neue Charte. . Noch int August desselben Jahrs erhoben sich die belgischen (katho- lischen) Provinzen des Königreichs der Niederlande gegen das Haus Oranien, woraus sie von Holland getrennt, und als neutrales Kö- nigreich anerkannt wurden, dessen Krone der Prinz Leopold von S a ch s e n - K o b u r g erhielt (1831). Im Nov. 1830 brach der Aufstand in Polen aus, das sich von Rußland lossagte. Der polnische Commaànt Scrzynecky siegte wohl anfangs, unterlag aber nachher bei Ostrolenka; Paskewitsch erstürmte Warschau und Polen wurde Rußland einverleibt (1832). Auch in Parma, Modena und dem Kirchenstaate erfolgten 1830 Aufstände, wurden aber bald unterdrückt. In Deutschland, wo verschiedene Staaten sich Constitutionen gege- den hatten, entstanden zur Förderung der Nolksfreiheiten geheime Vereine, welche aus Veranlassung der Ermordung Kotzebne's (1819) entdeckt und mit Strenge unterdrückt wurden. Der Einfluß der fran- zösischen Julirevolution führte auch in Deutschland zu Unruhen, und zwar in Braunschweig, Sachsen, Hessen-Cassel und Hannover, und diese hatten die Einführung von Constitutionen zur Folge, woraus auch Preußen eine Provinzial-Ständeverfassung gab und Oesterreich 1832 seine alten Landstände erneuerte. 8. Ein Blick aus die nächste Vergangenheit, aus die Gegenwart und auf die Zukunft. §. 160. Aoch aber glomm das Feuer unter der Asche fort, und weder die verschiedenen Besprechungen, noch die Wiener Conferen- zen konnten das rechte Mittel zur völligen Unterdrückung desselben finden, wenn auch Metternichs Geist, welcher die Glieder des deutschen Bundes leitete, und Ludwig Philipps Politik, der seinen „Bürgerthron" mit Gewandtheit festzustellen wußte, den Ausbruch desselben noch ver- hinderten und eine 30jährige Friedensperiode herbeiführten. Nur einmal drohte der Bruch derselben, als das Ministerium Thiers in Frankreich 1810 das alte Gelüsten der Franzosen nach der Rheingrenze anregte. Aber in jenen Tagen sah dann auch Deutschland, seine Fürsten und Volker einiger, als je, in dem festen Willen, dem Gelüsten des westlichen Nachbars mit allem Ernst entgegentreten, so daß in Vielen wieder die Hoff- nung auf die Wiederherstellung der ehemaligen Größe Deutschlands neu auflebte.

10. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 182

1855 - Heidelberg : Winter
182 §. 160. Ein Blick auf die nächste Vergangenheit, Gegenwart u. Zukunft. Erhebung von Schleswig-Holstein, der Aufstand in Ungarn, der Wiener Barrikadenkampf, und die Erstürmung der Hauptstadt, worauf Kaiser Ferdinand die Regierung an seinen Neffen Franz Joseph abtrat, der eine centralisirende Verfassung gab. In Frankfurt wurden die Grundrechte und die Reichsver- fassung festgestellt und König Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen zum Erbkaiser gewählt, der aber die Würde ablehnte. Darauf erhoben sich demokratische Aufstände in Sachsen, Rheinpreußen, der Pfalz und Baden, wurden aber durch preußische Heere gedämpft, während der letzte Rest (die Linke) der Frankfurter Nationalversammlung, die sich als Rumpfparlament nach Stuttgart übergesiedelt hatte, zur Auflösung ge- zwungen wurde. Auch der ungarische Aufstand wurde durch österreichische und russische Heere besiegt. In Frankreich führte der Staatsstreich vom 2. Dec. 1851 zur Wiederaufrichtnng des b o n a p a r t i st i s ch e n K a i s e r t h u m s, das sich besonders durch engen Anschluß an England zu erhalten suchte, so daß die Verbindung dieser beiden Mächte dem europäischen Westen das Uebergewicht zu geben str-ebt. Zuvor aber waren in Deutschland von Preußen durch Stiftung der Union und durch den Erfurter Reichs- tag Versuche zur Gründung eines Bund es staats gemacht worden. Ein Gegenbündniß von Bayern, Oesterreich, Sachsen, Hannover und Württemberg aber führte, nachdem die Heere der beiden Großmächte schon schlagfertig einander gegenüberstanden, zu den Olmützer Puncta- tionen und zur Rückkehr zum Bundestag. Ob das, was seitdem zum Ausbau der innern Ordnung der euro- päischen Staatenwelt angestrebt ward, Bestand haben wird, hängt allein davon ab, ob Fürsten und Völker in aufrichtiger Buße zu der verlas- senen Heilsquelle, aus welcher einzig und allein auch alle wahre Frei- heit stießt, umkehren, und wieder Dem die volle Ehre geben, dem sie ein von falscher Freiheit bethörtes empörerisches Geschlecht zu nehmen versucht hat. Was die in den mittleren Staaten Europas noch bestehende äußere Ruhe in sich birgt, — ob nicht der um die orientalische Frage schon so heftig entbrannte Kampf zwischen dein Osten und Westen in einen gewaltigen, alles erschütternden W e l t k a m p f übergehen wird: das muß die nächste Zukunft enthüllen, bei deren düsterem, Unheil und schwere Gewitter verkündendem Dunkel uns nur der Ausblick auf das Reich Dessen zu trösten vermag, der „allen Gebundenen eine Erledigung, allen Gefangenen eine Oeffnung" bringt, der da herrschet mitten unter seinen Feinden, und dem die Heiden zum Erbe, und der Welt Enden zum Eigenthum gegeben find. ---------------------
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